Klimaerwärmung macht nicht nur Menschen zu schaffen - "Tierisch heiß"

 Die Vorstellung treibt den Puls von Tierfreunden mit einem Faible für Teddybären nach oben: Koalas, die tot von Bäumen fallen. Die Rede ist nicht- oder jedenfalls nicht ausschließlich von den verheerenden Waldbränden in Australien, denen massenweise Wildtiere zum Opfer gefallen sind. Die Wildtierbiologin Lisa Warnecke befasst sich in ihrem Buch "Tierisch heiß" mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Tierwelt. Da sie mit ihrer Familie in Australien lebt und dort forscht, geht es unter anderem um die Koalas, die bekanntlich weder besonders schnell laufen können noch mal eben so ihre Ernährungs- und Lebensgewohnheiten umstellen können. Und wenn Eukalyptuswälder unter klimabedingten Hitzestress leiden, geht es natürlich auch den Koalas schlecht.

Dabei ist es gar nicht allein der Temperaturanstieg, der den Tieren zu schaffen macht, erläutert die Autorin und kommt auf die Möglichkeiten zu sprechen, wie Tiere mit Hitze umgehen - durch Schwitzen oder Hecheln zum Beispiel, mit dem Runterfahren des Stoffwechsels ähnlich wie bei Tieren im Winterschlaf. Mit dem sogenannten Topor geht das auch tageweise.  Und natürlich gibt es Tiere, die physiologisch bereits bestens  für das Leben mit heißen Temperaturen eingerichtet sind. Aber eben nicht alle. Und, schlimmer noch als Hitze sind die Auswirkungen von Trockenheit - sei es durch geringeres Nahrungsangebot, austrocknende Bäche, Seen und Flüsse oder höhere Gefahr von Waldbränden.

Das Leben mit dem Klimawandel hat für viele Tiere bereits begonnen, beschreibt Warnecke etwa angesichts sich verändernder Ankunftszeiten von Zugvögeln und veränderten Rhythmen anderer Tierwanderungen. Denn für das Überleben des Nachwuchses und damit der Art ist es wichtig, dass die Zeit der Aufzucht von Nachwuchs mit dem höchsten Nahrungsmittelangebot zusammenfällt.

Betroffen sind auch die Meere. Im Wattenmeer zum Beispiel ist bereits festzustellen, dass mit der Temperatureveränderung der Nordsee einige Arten weiter nördlich in kältere Regionen weitergewandert sind, während neue, wärmeliebendere Arten hinzugekommen sind. Auch in den Bergen sind manche Tiere höher gewandert, in kühlere Regionen. Doch irgendwann geht es eben nicht weiter - was dann? Und was bedeutet ein veränderter Artenmix für ein Ökosystem?

Klimaschuzu und Artenschutz, das beschreibt die Autorin an zahlreichen Beispielen, müssen gemeinsam angegangen werden. Dabei solle die Anpassungsfähigkeit von Tieren nicht unterschätzt werden, Gleichzeitig aber sei es wichtig, die weitreichenden Effekte schon von geringen Temperaturveränderungen zu verstehen, schreibt Warnecke und nimmt die Leser dabei mit zu Experimenten der biologischen Feldforschung, die genau das tun. Sicher ist sie aber, dass der Klimawandel eine Bedrohung für die biologische Vielfalt ist.

"Tierisch heiß" ist wegen der vielen Beispiele und des Einblicks in die Feldarbeit mit ihren Höhen und Tiefen anschaulich und interessant zu lesen. Man muss kein Wissenschaftler sein, um mit dem Buch klar zu kommen. Im Gegenteil, manchmal gerät mir das Buch ein bißchen zu populärwissenschaftlich, wenn die Autorin immer wieder von "schlauen" Fröschen, Fledermäusen etc schreibt, um Verhaltensweisen, die zum natürlichen Muster von Tieren gehören, als irgendwie bewusst gesteuert wirken lässt. Alles in allem aber ein informatives Buch für alle, die sich nicht nur um die Zukunft des Planeten und der Menschen sorgen, sondern um alle Bewohner der Erde.


Lisa Warnecke, Tierisch heiß,

Aufbau Verlag 2021

232 Seiten, 22 Euro

  978-3-351-03845-8

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