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Es werden Posts vom April, 2020 angezeigt.

Statt Reisen - "Blick von Oben" weckt Fernweh

Geschlossene Grenzen, Reiseverbote, Flugstreichungen:   Die Covid-19-Pandemie hat mittlerweile fast überall die Lebenswirklichkeit der Menschen radikal verändert. Reisen, neue Orte erkunden – das war einmal. Vorerst müssen derartige Pläne aufgeschoben werden. Da ist es gut, wenn zumindest Bücher neue Perspektiven ermöglichen.   „Der Blick von oben“ von Agata und Pierre Toromanoff ist so ein Buch. Was zu anderen, „normaleren Zeiten“ ein schöner Bildband wäre, ein klassisches „coffee table Buch“, lädt nun beim Durchblättern und Betrachten zu einer Reise über die Kontinente ein, um die Erde aus der Drohnen-Perspektive zu betrachten. Der fast 400 Seiten dicke Bildband vereint die Aufnahmen von rund 100 Fotografen, führt zu unberührter Natur und vom Menschen geprägte und veränderte Landschaft, zu Metropolen und Wüsten. Eindrucksvolle, großformatige Landschaftsaufnahmen sind ebenso vertreten wie Details und geradezu expressionistisch wirkende Bilder. So zeigt ein Drohnenbild die ve

9/11 - Der Tag, an dem die Welt stehen blieb

Es gibt Tage, die prägen sich ins kollektive Gedächtnis ein. Es gibt Ereignisse, zu denen alle auf die Frage antworten können, "Wo warst Du, als....?" Für die Älteren gehörte dazu wohl der Tag, an dem John F. Kennedy ermordet wurde.  Eine Generation später dürfte es der Fall der Mauer gewesen sein. Und dann: Der Tag, an dem die Flugzeuge die Türme des World Trade Centers trafen und der 11. September zu dem Tag wurde, der nicht nur in New York die Wirklichkeit veränderte. Mittlerweile ist schon wieder eine Generation herangewachsen, die keine oder nur vage Erinnerungen an den Morgen hat, als Menschen in aller Welt an den Fernsehbildschirmen Zeugen wurden, wie sich das zweite Flugzeug in den Südturm bohrte, wie Menschen in die Tiefe stürzten, wie mit dem Sturz der Türme die Skyline New Yorks zur klaffenden Wunde wurde.  Mitchell Zuckoff hat in seinem Buch  "9/11 - Der Tag, an dem die Welt stehen blieb" minutiös den 11. September beschrieben und folgt darin Menschen,

Wissenschaftliche Reise durch Nacht und Universum

Mit seinem Buch „Die Magie der Nacht“ hat der Astrophysiker Trinh Xuan Thuan Grenzen gesprengt.  Denn seine „wissenschaftliche Reise von der Abenddämmerung zum Morgengrauen“ verbindet nicht nur – was zu erwarten wäre  - Astrophysik und Astronomie, auch Fragen der Biologie und Chemie werden verbunden mit philosophischen Überlegungen, mit Poesie und Kunst. Diese Mischung – und die wunderbare Optik – macht den besonderen Reiz dieses Buches aus. Denn „Die Magie der Nacht“ illustriert die Faszination der Sterne und des Universums auch für Nicht-Wissenschaftler  mit doppelseitigen Aufnahmen von Milchstraße , Orionnebel und Galaxien, fotografiert mit dem Weltraumteleskop Hubble. Doch auch die Nachtgedanken von Malern, Dichtern und Schriftstellern finden ihren Platz in Wort und Bild. Thuan schafft es, unterhaltsam,  geradezu episodenartig und allgemeinverständlich über Wissenschaftsgeschichte und Erkenntnisgewinn zu erzählen, eingebettet in seine ganz eigene Reise in eine Forschungsnacht

Spannender Thriller zu Korruption und einer Verschwörung am Kap - "Beute"

Es dauert eine Weile, bis sich die beiden Handlungsfäden in Deon Meyers neuem Thriller "Beute" zu einem verweben - dann aber sind Spannung und Ungewissheit bis zum Ende garantiert. Die beiden südafrikanischen Detektive Bennie Griessel und Vaughn Cupido stoßen bei ihren Ermittlungen zum Tod eines ehemaligen Polizisten auf zahlreiche Widerstände. Erst nach und nach entdecken sie, dass es um sehr viel mehr geht - um Korruption und Machtmissbrauch, aber auch um den verzweifelten  Versuch, mit buchstäblich allen Mitteln das Steuer herumzureißen. Währenddessen geht im französischen Bordeaux ein älterer Mann seiner Arbeit bei einem Restaurator für antike Möbel nach - ein ruhiger, zurückgezogen lebender Mann, der dann plötzlich doch von seiner Vergangenheit eingeholt wird und zu einer schwierigen Entscheidung kommen muss. Dabei sieht zunächst alles nach einem Routinefall aus für das Duo Griessel und Cupido: Ein ehemaliger Polizist, der nun als Personenschützer arbeitet, begleitete ei

Von Wissen, Macht und Unterdrückung - Verbotenes Wissen

Wissen ist Macht, so heißt es bekanntlich. Und aus eben diesem Grund ist die Suche und das Erlangen von Wissen nicht nur ein Stück Empowerment, sondern kann zu  Unterdrückung, Verboten und eben „Herrschaftswissen“ führen, das eifersüchtig gehütet wird und nur einer Minderheit exklusiv verfügbar ist. Was das für  Wissenschaftler bedeutete und welche Rolle heute beispielsweise moderne Whistleblower spielen können, erzählt Ernst Peter Fischer in seinem Buch „Verbotenes Wissen.“ Der Untertitel „Geschichte einer Unterdrückung“ verrät es schon: In diesem Buch geht es vor allem, die für ihr Wissen viel riskierten. Dabei geht es um bekannte Beispiele wie der auf dem Scheiterhaufen verbrannte Giordano Bruno, oder Galileo Galilei. Dass die Rolle der Kirche bei der Unterdrückung von Wissen eine große Rolle spielt, kann da nicht überraschen. Fischer geht aber auch auf theologisch-biblische Hintergründe ein – war nicht bereits die Vertreibung aus dem Paradies die erste repressive  Konsequenz f

#MeToo in der Business-Etage - Das Whisper Network

Genderdebatten lassen sich auch spannend-unterhaltsam führen. Mit "Whisper-Network" jedenfalls hat die amerikanische Autorin Chandler Baker einen Roman geschrieben, mit dem sich auch jene Frauen auf die Diskussion über übergriffige Männer und Abwehrstrategien von Frauen einlassen, die  im Perlenketten-und-Kostüm-Look vehement erklären, mit "Emanzen" nichts am Hut zu haben. Und auch die Autorin wirkt, so zeigt eine kurze Internetrecherche, zu ihrem Foto,  wie eine dieser WASP-Frauen (white Anglo-Saxon Protestant), die traditionell eher nicht zu den am meisten diskriminierten Gruppen gehören. Aber nicht erst seit der #MeToo-Debatte ist ja klar: Nur wenige Frauen sind so privilegiert, so einflussreich, so unantastbar, als dass es nicht doch mal einen Mann gegeben hat, der grabscht, eine sexistische Bemerkung fallen lässt, sich übergriffig verhält - einfach, weil er es kann. The "Whisper-Network" führt die Leserinnen - in meinem Fall die Hörerinnen, da ich