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Es werden Posts vom Dezember, 2019 angezeigt.

Zwischen Heimatlosigkeit und Generationskonflikt - "die guten Tage"

In seinem Roman "Die guten Tage" setzt sich Marko Dinic ähnlich wie Buchpreisträger Sasa Stanisic mit "Herkunft" mit der jungen Generation aus dem ehemaligen Jugoslawien und ihrer Neuankunkft im Ausland auseinander. Die Erfahrung von Migration, von Heimatlosigkeit, von Exil - das eint beide Schriftsteller und beide Bücher. Ebenso die Rolle der Großmütter, die die Erzähler gewissermaßen in der verlorenen beziehungsweise verlassenen Heimat verankern, auch emotional, und deren Tod ein Einschnitt ganz besonderer Art ist. Es gibt aber auch ganz klare Unterschiede. Stanisic´s Ich-Erzähler hat seine bosnische Heimat als Kind verlassen, auf der Flucht vor dem Krieg, in dem auch die ethnische Zusammensetzung seiner Familie plötzlich gefährlich geworden war. Sein Buch handelt or allem vom Ankommen und den Erinnerungen  an das verlorene Land, das es nicht mehr gibt. Dinic´s Erzähler ist ein junger Serbe, in einem Vorort Belgrads geboren und aufgewachsen. Als er, von den Freu

Nach dem "Report der Magd" sind nun "die Zeuginnen" dran

Es war überhaupt keine Schöne Neue Welt, die Margaret Atwood in ihrem Roman "Der Report der Magd" zeichnete:  Ein christlich-fundamentalistischer Gottesstaat in den früheren USA, in der Frauen von Bildungsmöglichkeiten abgeschnitten sind, den Männern untergeordnet und Kinder zu gebären eine Art nationale Aufgabe ist. Vor gut 30 Jahren galt das Buch als eines der populärsten Werke feministischer Literatur. Nach mehreren Jahrzehnten und einer Fernsehserie hat Atwood nun einen Folgeband veröffentlicht, der prompt en renommierten Booker Prize erhielt. Eine schlne neue Welt ist der Staat Gilead immer nocht nicht. Kanada ist zum Fluchtort für diejenigen geworden, die sich nicht in das Frauenschicksal der bigotten Machthaber fügen wollen. Die Handlung der "Zeuginnen" setzt 15 Jahre nach dem "Report der Magd" ein, und spielt sowohl in Kanada als in Gilead. Am Anfang müssen sich Leser erst einmal einen Überblick verschaffen, wer der ingesamt drei Ich-Erzählerinne

Menschen, Märkte und Rezepte - Elissavet Patrikious "Athen"

Kalt ist es zur Zeit, die Sonne hat sich gefühlt seit Wochen nicht blicken lassen, der Himmel ist bleigrau - wer sehnt sich da nicht nach Sonne und blauem Himmel? Mit Elissavet Patrikious  Buch "Athen" kann man jetzt auch vom heimischen Sofa aus auf Reisen gehen und durch die griechische Hauptstadt bummeln. Patrikiou ist eine Hamburger Fotografin mit einem Schwerpunkt im Food-Bereich. "Athen" ist daher nicht nur bildlastig, sondern auch Essen und Trinken spielt eine wichtige Rolle. Sozusagen ein Bilderbuch für (hungrige) Couch-Reisende. Im Untertitel heißt es zwar "Ein Kochbuch", doch trotz der etwa 60 Rezepte ist "Athen" weit mehr, denn die Autorin stellt Athener Stadtteile und die Menschen vor, die darin leben, ihr einen Blick in ihre Nachbarschaftsrestaurants gewähren, Lieblingsrezepte verraten und "ihr" ganz persönliches Athen vorstellen. Auch wenn es immer wieder um die Akropolis geht, steht nicht das touristische Hochglanz-Ath