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Es werden Posts vom Mai, 2018 angezeigt.

"Die Klasse" - Rasanter Thriller aus dem "wilden Osten"

In Dominik Rettingers Thriller «Die Klasse» geben sich Gangster vom Balkan und aus Polen sowie Geschäftsleute und Politiker die Ehre. Sie alle halten einen Warschauer Journalisten in Atem.  Freundschaften aus der Schulzeit – das können Zweckgemeinschaften sein. Durch Zufall zusammengeschmiedet und leicht aufgelöst, sobald sich die Wege nach dem Schulabschluss trennen. Es können aber auch unverbrüchliche Bande sein, die über Jahrzehnte halten, egal wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen. So eine Freundschaft besteht auch zwischen den Protagonisten in Dominik Rettingers polnischem Thriller «Die Klasse». Der Warschauer Radiomoderator Adam Wierzbicki zögert nur kurz, als er mitten in einer live-Sendung den Anruf eines alten Schulfreundes erhält. Etwa 15 Jahre haben sie sich nicht gesehen, dennoch kommt er dem Hilferuf nach, der ihn auf die Intensivstation eines Krankenhauses führt. Der alte Schulfreund Piotr wurde von Gangstern zusammengeschlagen, doch mit der Polize

Von Wölfen, Walen, Elefanten - "Die Intelligenz der Tiere"

#Sachbuch #Tiere #Natur #Verhaltenslehre #Naturschutz Sind Tiere die besseren Lebewesen? So weit will sich Naturschriftsteller Carl Safina in seinem Buch "Die Intelligenz der Tiere" denn doch nicht vorwagen. Doch in mancher Hinsicht könnten sich Menschen Tiere durchaus als Beispiel nehmen.... Wer einen Hund oder eine Katze hat, ist sich oft ganz sicher: Der vierbeinige Lebensgefährte ist nicht irgendeine treudoofe Kreatur, er versteht seinen Menschen, spürt Freude oder Trauer, kann trösten, motivieren und Zuneigung zeigen. Der Naturschriftsteller und Meeresbiologe Carl Safina ist nicht nur Hundebesitzer, in seinem Buch «Die Intelligenz der Tiere» geht er auch der Frage nach, wie Tiere fühlen und denken. Unter den Elefanten in Kenia, Wölfen im Yellowstone Nationalpark und Walen vor der nordwestamerikanischen Pazifikküste sucht Safina nach Fallbeispielen, spricht mit Biologen, Naturschützern und Forschern, die diese Tiere in ihrem Lebensraum oft jahrelang beobac

Jenseits des Westens

#Sachbuch #Philosophie #Zeitgeschehen "Jenseits des Westens" heißt das vor wenigen Wochen erschienene Buch des Philosophen und Islamwissenschaftlers Stefan Weidner, und im Untertitel: "Für ein neues kosmopolitisches Denken". Klasse, dachte ich, als ich mir das Buch besorgte. Schließlich schien es so richtig gut in die gegenwärtige Debatte zu passen, aktueller denn je in einer Zeit mit immer mehr nationalistischen Tendenzen. Also ein Appell, die Welt nicht nur durch die westliche/eurozentrische Brille zu sehen? Mehr Offenheit für andere Kulturen, Traditionen, Weltanschauungen? Zeigen, wie sehr der Glaube an die alleinige Deutungshoheit noch so gut gemeinte  Einmischung in andere Gesellschaften in ein Disaster treiben kann, siehe Irak oder Afghanistan? Sicher, in gewisser Weise geht es um all dies. Leider hat sich der Autor aber für einen Stil entschieden, der sicher für eine Hausarbeit zum Thema Staatsphilosophie angemessen ist. Bei einer Länge von 350 Seiten g

Die Schiffbrüchige - Lebenshunger und Tod im Meer

 #Literatur #Migration #Afrika #Debütroman Anguille weiß – sie wird sterben. Eine junge Frau, deren Traum von einem besseren Leben als Schiffbrüchige im Meer endet. Doch ehe sie ertrinkt, zieht sie noch einmal Bilanz, rechnet ab mit ihrem Leben in einem wahnsinnigen Tempo, einem bunten Gedankenstrom. Alles muss gewissermaßen raus aus ihrem Bewusstsein, ehe das Ende kommt. Ali Zamir, ein junger Schriftsteller von den Komoren, wurde für seinen Debütroman «Die Schiffbrüchige» mit dem Prix Senghor für ein französischsprachiges Erstlingswerk ausgezeichnet. Nun liegt das Buch des 1987 geborenen Schriftstellers auch in deutscher Übersetzung vor – eine atemlos und von Lebenshunger strotzende Lebens- und Liebesgeschichte. Zamir lässt farbenfrohe Bilder von einer Inselwelt entstehen, die für die Touristen der Kreuzfahrtschiffe exotisch und vom Duft von Gewürzen erfüllt ist. Für die Menschen der Inseln dagegen ist es eine kleine Welt begrenzter Perspektiven. Anguille ertrin

Der Osten - Andrzej Stasiuks Reise nach einem verlorenen Gefühl

#Reise #Osteuropa #Literatur #Polen Dieses Buch ist Ostalgie pur – und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Andrzej Stasiuks Reiseroman “Der Osten” ist nicht nur eine Reise in den äußersten Osten Europas und darüber hinaus, sie ist auch eine Suche nach der nicht mehr existierenden Welt von Stasiuks Kindheit im kommunistischen Polen, den Gerüchen und Gesichtern der ostpolnischen Dörfer, die mittlerweile mit EU-Strukturmittels aufgehübscht wurden, nach einem verlorenen Lebensgefühl, das in der verwestlichten Gesellschaft mit Glitzerfassaden, Konsumtempeln und Wolkenkratzern abhanden gekommen ist. Doch Stasiuk, der in seinen vorangegangenen Büchern die Welt jenseits des Karpatendorfs Dukla beschrieben hatte, der in der Bukowina, in Galizien oder Moldawien unterwegs war – er vermisst die ehrliche Tristesse, die Ereignislosigkeit der von Mangel geprägten Zeiten, den philosophischen Gleichmut, den die Menschen an den Tag legen mussten, die sich in ihrer kleinen Welt eingerichtet hat