Hilfe, er ist ein Schwabe! - Multikulturelle Liebesgeschichte

  Amaya ist 30, Schauspielerin in einer Fernsehserie und Single. Vor allem letzteres bereitet ihren aus Marokko eingewanderten Eltern, insbesondere ihrer Mutter, Kummer. Denn auch wenn die Eltern einst darauf geachtet hatten, dass die Kinder kein "Ghetto-Deusch" sprachen und eine ordentliche Schullaufbahn hinter sich brachten - sie sind auch in der marokkanischen community verwurzelt und fromme, wenn auch keineswegs fundamentalistische Muslime. Und wie viele Mütter wünscht sich auch Amayas Mutter einen netten Ehemann für ihre Tochter und Enkelkinder.

Das Problem für Amaya: Sie hat zwar schon eine Reihe von Männern gedated, aber das waren alles Deutsche. Als Ehemann akzeptabel, das ist ihr bewusst, ist nur ein Moslem. Und eigentlich will ja auch sie eine Familie gründen mit einem Mann, der ihre Werte und ihre Religion teilt. Eilig hat sie es eigentlich nicht damit.

Dennoch, als sich der jüngere Bruder verlobt, wächst der Druck auf Amaya. Von der jüngeren Schwester lässt sie sich überreden, sich bei "Minder" anzumelden, dem Tinder für Muslime, Allerdings mit dem Ziel Eheschließung, nicht one night stand. Keines ihrer Dates interessiert sie für eine weitere Fortsetzung, doch dann bringt ihre neueste Bekanntschaft seinen besten Freund mit zu einem Treffen. Und siehe da: es funkt. Nur leider ist Daniel Deutscher und Atheist.

Amaya weiß: Sie hat sich ernsthaft in Daniel verliebt. Doch als Ehemann ist er für ihre Eltern inakzeptaben. Schon die Bewerbung auf der Schauspielschule hatte seinerzeit zu jahrelanger Funkstille zwischen ihr und ihren Eltern geführt. Ein deutscher atheistischer Freund, das könnte den endgültigen Bruch zwischen der "haram"-Tochter und ihren Eltern herbeiführen. 

Dass die Begegnung mit Daniels schwäbischer Familie nach erstem Kulturschock -Amaya kommt schließlich aus Hamburg - ausgesprochen herzlich verläuft und sie begeistert in die Familie aufgenommen wird, macht es nicht leichter. Selbst als das Paar zusammenzieht, verschweigt Amaya ihren Eltern die Beziehung - und erzählt Daniel nicht, dass sie zum Schein ihre alte Wohnung weiterbehalten hat, obwohl die Schauspielkarriere gerade dümpelt.

Abla Alaoui erzählt die Liebesgeschichte locker-flockig, liebevoll und mit Respekt vor den Werten und Lebensweisen aller ihrer Figuren. Die muslimische Familie wird mit ihrem konservativerem Weltbild nicht dämonisiert, die Erfahrungen der Eltern als Migranten der ersten Generation mit Respekt behandelt. Die Autorin verzichtet auf Schwarz-Weiß-Klischees und schildert die Erfahrungen der immer wieder zwischen den Stühlen sitzenden zweiten Generation ohne Larmoyanz, als Teil gesellschaftlicher Wirklichkeit in Deutschland. Humorvolle Chick-lit, diesmal eben multikulturell. 

Abla Alaoui, Bissle Spätzle, Habibi?

Ullstein, 2023

464 Seiten, 11,99

9783548066301

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