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Es werden Posts vom Februar, 2025 angezeigt.

Lasst uns mal miteinander reden...

 Den Eindruck eines abgebrühten Polit-Profis, an dem alles abprallt, macht Robert Habeck auch nach zwei Jahrzehnten in der Politik eigentlich nicht. Und als Angehöriger einer Generation, die noch Erinnerungen an die Grünen auch in ihrer frühen Phase haben dürfte, dürfte ihm das Bedürfnis, alles auszudiskutieren, nicht ganz fremd sein. In seinem Wahlkampf setzte er auch auf "Gespräche am Küchentisch" als Format, mit Menschen ins Gespräch über ihren Alltag und ihre Probleme zu kommen. Sein Buch "Den Bach rauf" ist auch so zu verstehen - ein Monolog zwar, aber einer, der auch ein bißchen Erklärungs- und Rechtfertigungsbericht eines Vielgescholtenen ist. Nach dem Motto: Lasst uns doch mal miteinander reden. Es geht, natürlich, um die Koalition und ihre Streitigkeiten, die Herausforderungen, gerade auch für die Wirtschaft, Ukraine-Krieg und Energiepreise, die Projekte, die Habeck viel Ärger einbrachten, gerade auch durch Indiskretionen des Koalitionspartners. Da sind dan...

Gespräche jenseits der Blasen und Echokammern

 Es ist leicht, sich seiner eigenen Ansichten und Überzeugungen zu vergewissern - man bewegt sich einfach innerhalb der eigenen Denkblasen und Echokammern. In seinem Buch "Und dennoch reden wir miteinander" macht Stephan Lamby das Gegenteil - er nähert sich Populisten und Verschwörungstheoretikern an, ja Menschen, die sich voller Stolz als Faschisten bezeichnen, und porträtiert sie zunächst einmal als Menschen, deren Denkweise er zu verstehen versucht, ohne sie zu teilen. Das ist so ziemlich das genaue Gegenteil des politischen Diskurses der Gegenwart. Ausgangspunkt ist eine Familienfeier im Rheinland, wo Lamby aufgewachsen ist. Auch die Verwandtschaft aus Amerika ist gekommen, einschließlich eines Cousins, dem sich der Autor immer sehr nahe gefühlt hat - gegenseitige Besuche, viele Gespräche, auch wenn sie politisch schon damals unterschiedlicher Meinung waren. Mittlerweile ist der Cousin Trump-Anhänger und war beim Sturm auf das Capitol dabei.  Lamby recherchiert in den USA...

Nachdenken in der Wüste

 Die Wüste hat mich schon immer fasziniert. Da war schnell klar, dass ich mit dem Buch "Der Weg" von Wolfgang Büscher zumindest per e-reader in der Sahara unterwegs sein wollte. Der Autor war in Begleitung einheimischer Führer/Fahrer wochenlang im algerischen Ahoggar unterwegs, zwischen Bergen und Wüste, auch auf den Spuren von Charles de Foucauld, auf dessen Leben er immer wieder eingeht. Unterwegs sein in der Wüste entschleunigt und macht bescheiden - denn die Umgebung ist so viel größer als der Reisende. Das ist auch beim Lesen immer wieder zu spüren, wenn der Autor nur schaut und denkt. Aus den Gesprächen mit seinen Begleitern lernt er über die Lebensweise der Tuareg, über Traditionen, die immer noch lebendig sind, die in den wachsenden Städten wie Tamanrasset auch zunehmend bedroht sind. Eher nebenher geht es um die Migrationsrouten, aber das Schicksal der Afrikaner, die von Schleusern durch die Wüste gekarrt werden, von denen viele niemals ihr Ziel erreichen, bleibt vag...

Verlust und Hoffnung

 Für viele Menschen ist Jaap Hollander lange Zeit so etwas wie die letzte Hoffnung gewesen: Ein Gehirnchirurg, der weltweit zu den Koryphäen  gezählt werden, die sich auch an schwierigste Operationen heranwagen. Auch Jaap lebt in einer Hoffnung, die zunehmends vergeblich scheint: Er möchte seine seit zehn Jahren vermisste Tochter wiederfinden, die vor zehn Jahren während einer Birthright-Reise mit einem jungen Amerikaner im Krater im israelischen Mitzpe Ramon spurlos verschwand. Jaap ist der Protagonist in Leon de Winters neuem Roman "Stadt der Hunde", in dem es um Hoffnung und Verlust, Identität und Illusion, Phantastisches und allzu Realistisches geht. Seit der Vermisstenmeldung ist nichts mehr wie zuvor, die ohnehin nur routinemäßige Ehe ist mittlerweile Geschichte. Jedes Jahr fliegt Jaap nach Israel, sucht den Krater auf, versucht, neue Spuren zu finden. Es ist eine Reise in das Land, in dem seine Tochter ihre jüdischen Wurzeln suchte, während Jaap, der Sohn von Holocaust...