Nachdenken in der Wüste
Die Wüste hat mich schon immer fasziniert. Da war schnell klar, dass ich mit dem Buch "Der Weg" von Wolfgang Büscher zumindest per e-reader in der Sahara unterwegs sein wollte. Der Autor war in Begleitung einheimischer Führer/Fahrer wochenlang im algerischen Ahoggar unterwegs, zwischen Bergen und Wüste, auch auf den Spuren von Charles de Foucauld, auf dessen Leben er immer wieder eingeht.
Unterwegs sein in der Wüste entschleunigt und macht bescheiden - denn die Umgebung ist so viel größer als der Reisende. Das ist auch beim Lesen immer wieder zu spüren, wenn der Autor nur schaut und denkt. Aus den Gesprächen mit seinen Begleitern lernt er über die Lebensweise der Tuareg, über Traditionen, die immer noch lebendig sind, die in den wachsenden Städten wie Tamanrasset auch zunehmend bedroht sind. Eher nebenher geht es um die Migrationsrouten, aber das Schicksal der Afrikaner, die von Schleusern durch die Wüste gekarrt werden, von denen viele niemals ihr Ziel erreichen, bleibt vage. Mehr Aufmerksamkeit widmet Büscher den illegalen Goldschürfern, vielleicht, weil sie die erhabene Landschaft zerstören.
Die Naturbeschreibungen lassen die Großartigkeit der Berge in ihren vielen Formen, mit Spuren früher menschlicher Besiedlungen, als die heutige Sahara eine grüne Savanne war, ahnen. Leider ist das Buch nur äußerst sparsam bebildert, den Rest muss die eigene Vorstellungskraft schaffen. Langsam und nachdenklich erzählt ist auch in diesem Buch der Weg das Ziel.
Wolfgang Büscher, der Weg. Eine Reise durch die Sahara
dtv 2025
240 Seiten, 24 Euro
9783423284462
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