Das weiße Nashorn – Artenschutz-Thriller um Nashorn-Wilderei
#Thriller #Südafrika #Naturschutz #Artenvielfalt
Das Thema, das im
Mittelpunkt von “das weiße Nashorn” des schwedischen Autors und
Journalisten Markus Lutteman steht, ist hochaktuell: Die Wilderei von
Nashörnern und Elefanten wegen ihres Hotns beziehungsweise
Elfenbeins, der gewerbsmäßige Schmuggel vor allem nach Asien und
die dramatischen Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Internationale
Naturschutzorganisationen wie auch Nationalparks in den betroffenen
afrikanischen Staaten schlagen schon seit Jahren Alarm, dass die Zahl
der Tiere bedrohlich zurückgeht und vor allem Spitzmaulnashörner
mittlerweile massiv gefährdet sind.
Mancher Leser
erinnert sich vielleicht auch an den Tod von “Sudan”, des
letzten männlichen Nördlichen Breitmaulnashorn in einem privaten
Reservat in Kenia in diesem Frühjahr. Dort leben nun nur noch zwei
weibliche Tiere – selten konnte das Aussterben einer (Unter-)Art so
publikumswirksam verfolgt werden. Auch bei Lutteman geht es um den
Tod eines fiktiven Nördlichen Breimaulnahorns in einem schwedischen
Zoo, Ausgangspunkt eines Artenschutz-Thrillers, der drei Kontinente
umspannt.
Dramatisch ist die
Situation der Nashörner allemal. Die blutige Jagd, die enormen
Gewinnspannen der Schmuggler, die Korruption in vielen afrikanischen
Staaten, die den Drahtziehern das Vorgehen erleichtert bieten
reichlich Stoff für einen Roman. Allerdings wollte Lutteman ein
bißchen viel auf einmal und hat sich letztlich zum eigenen Ungunsten
verzettelt.
Denn eigentlich
mangelt es nun wirklich nicht an Plot-Ideen und handelnden Personen.
Da ist der Bauer aus Mosambique, der seine Familie nicht ernähren
kann und hofft, mit einem einmaligen Auftrag von einem Ring von
Wilderern in Südafrika das Leben seiner Familie verbessern zu
können. Da ist der geschäftstüchtige und verschuldete junge
Vietnamese, der sich mit den falschen Leuten eingelassen hat. Und da
ist der schwedische Rockstar Rob, ausgebrannt auf dem Gipfel seines
Erfolgs, der buchstäblich aus einer Schnapsidee heraus in das
südafrikanische Naturreservat reist, in dem ein nach seiner toten
Mutter benanntes Nashorn getötet worden ist.
Es hätte für ein
spannendes und schlüssiges Buch völlig ausgereicht, wenn Lutteman
sich auf die daraus ergebenden Handlungsstränge beschränkt hätte.
Statt fiel er der eigenen Recherche zum Opfer - der Tod des
Nashorns im schwedischen Zoo dient nun nicht nur der Einführung
weiterer Personen, die mit dem Rest der Handlung eher nichts zu tun
haben, auch internationaler Terrorismus muss noch in den Plot
untergebracht werden, finanziert doch unter anderem die somalische
Terrormiliz Al-Shabaab ihre Waffenkäufe unter anderem mit dem
Verkauf von Elfenbein.
Somalia und
Südafrika – das wird für eine stringente Handlung dann doch ein
bißchen zu viel des Guten. Vielleicht hätte Lutteman da besser an
den Satz “Africa is not a country” gedacht – so kommt der
Eindruck auf, als seien verschiedene Krisen des Kontinent aus dem
Zusammenhang gerissen und miteinander vermischt worden.
Bei so vielen
Handlungsfäden bleiben auch viele der Figuren entweder blass oder
stereotyp, so dass weniger sicher mehr gewesen wäre. Spannend ist
das Buch trotzdem zu lesen und wenn die Lektüre bei den Lesern
Aufmerksamkeit für die Bedrohung der Nashörner durch Wilderei und
Schmuggel bietet, ist das nur begrüßenswert.
Ein bißchen
unglücklich gewählt ist allerdings der Titel, denn “das weiße
Nashorn” ist weder weiß noch etwa ein seltener Albino: Als “white
rhino” wird im Englischen lediglich das Breitmaulnashorn
bezeichnet, während Spitzmaulnashörner “black rhino” genannt
werden.
Markus Lutteman, Das
weiße Nashorn-Wilderei
Penguin-Verlag 2018
ca 470 Seiten, 10
Euro
ISBN
878-3328-10233-5
Kommentare
Kommentar veröffentlichen