Codename Eisvogel - Aufstieg eines KGB-Lockvogels
Was
wäre, wenn…? Wenn der Mann, der zum mächtigsten Mann der Welt
werden würde, nicht nur eine allseits bekannte Neigung zu schönen
jungen Frauen, gerne auch Models hat, sondern wenn der KGB diese
Schwäche ausgenutzt hat? In „Codename Eisvogel“ stößt
Klatschjournalistin Grace auf die Story ihres Lebens. Es ist
allerdings auch eine Story, die sie leicht das Leben kosten könnte….
Eine
Journalistin, ein Pornostar und ein brisantes Interview – so
startet „Codename Eisvogel“ und wer denkt nicht sofort an den
aktuellen Bewohner des Weißen Hauses, wenn Pornodarstellerin Violet
über ihr Techtelmechtel mit dem Mann berichtet, der in wenigen
Wochen die US-Präsidentenwahl gewinnen könnte.
Boulevardjournalistin
Grace, die ihren Job für ein Klatschmagazin hasst und gerne seriösen
Journalismus betreiben würde, sieht ihre Chance, die lahmliegen
Karriere zu pushen. Zu dumm, dass der Verleger ihrer Zeitung den
Kandidaten unterstützt. Die Story werde zwar gekauft, doch keine
Zeile gedruckt, erklärt der Chefredakteur seiner empörten Autorin.
Damit
könnte „Codename Eisvogel“ zur bösen Abrechnung mit der Welt
der Medien, der unheiligen Allianz von Medienhäusern und Politikern
werden, die gerade in den USA gewissermaßen ihre Haussender haben.
Es könnte um Manipulation und Stimmungsmache gehen, um Fake News und
Populismus.
In der
Tat zieht sich all das durch das Buch eines anonymen Autors oder
einer anonymen Autorin, doch schnell stellt sich heraus, dass
Porno-Sternchen Violet nur eine vernachlässigenswerte Nebenfigur
ist. Auf einer Reise nach Prag, in die Heimat der Ex-Frau des
Kandidaten, ist auch Grace dabei, seit Jahren Ghostwriterin für die
Kolumne „Frag Elena“.
Elena
errangals Model die Aufmerksamkeit des arroganten und großmäuligen
New Yorker Geschäftsmanns mit auffälliger Haartolle. Die vielfach
betrogene Ehefrau ist mittlerweile längst geschäftlich erfolgreich
und noch immer eine Ratgeberin ihres Ex. Auf der Reise stolpert Grace
über Ungereimtheiten aus Elenas Vergangenheit – war das Ex-Model
eine „Schwalbe“, eine Verführerin im Dienste des KGB, angesetzt
auf reiche und mächtige Männer aus dem Westen?
Je
tiefer Grace nachforscht, desto mehr scheint sie auf ein
Hornissennest gestoßen zu sein, mit Geheimdiensten, die auch lange
nach dem Ende des Kalten Krieges ihre Geheimnisse wahren wollen. Die
Suche nach der Wahrheit, das merkt Grace schnell, kann tödlich sein
– und jeder, der ihr nahe ist, ist in Gefahr. Bald weiß Grace
nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen kann und kämpft ums
Überleben.
Ein
rasanter Thriller, der Grace von Amerika nach Europa und zurück
führt, mitunter etwas reißerisch, aber spannend. Dass Donald Trump
als Vorbild für die Romanfigur Anthony Craig diente, ist
offensichtlich, auch wenn im Vorspann auf die „künstlerische
Freiheit“ hingewiesen wird. Wobei „im Einzelfall Anklänge an
Verhaltensweisen lebender oder verstorbener Personen oder an
öffentlich bekannte Unternehmen nicht immer vermeidabar gewesen“
seien. Wie wahr. „Codename Eisvogel“ ist zwar kein
Geheimdienstthriller im Stil eines John Le Carré, bietet aber
dennoch spannend und lädt ein zur Frage „was wäre, wenn….“
Anonymus,
Codename Eisvogel
Heyne
Verlag, München 2018
365
Seiten
ISBN
978-3-453-27217-0
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