Letzter Freundschaftsdienst für eine ermordete Prostituierte - "Unerhörte Stimmen"
Mit "Unerhörte Stimmen" hat die türkische Schriftstellerin Elif Shafak ein liebevolles Porträt gesellschaftlicher Außenseiter gezeichnet, Das Schicksal der ermordeten Prostituierten Leila wird zur Parabel einer kaputten und heuchlerischen Gesellschaft und ihrem Umgang mit jenen die aufgrund ihrer Sexualität, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer "Moral" und unerhört gelten und deren Stimmen von den meisten ungehört überhört werden. Zum Beispiel Leila, die toughe, ungeduldige Sexarbeiterin, deren Leiche in einem Müllcontainer gefunden wid, buchstäblich weggeworfen wie Abfall, als sei sie nichts als Dreck. Und doch erlebt der Leser Leila als überaus lebendig, mit einem wirbelnden Gedankenstrom. Leila ist tot, doch ihr Gehirn arbeitet äußerst aktiv, und im ersten Teil von "Unerhörte Stimmen" ist jedes Kapitel einer jener 10 Minuten (und 38 Sekunden) gewidmet, die das Gehirn einer Studie zufolge nach Eintritt des Todes noch arbeitet. Für ihre Familie ist ...