Wie tickt Putin? eine Erklärung aus der Philosophie

 Wie tickt Wladimir Putin und wie konnte es so weit kommen, dass im 21. Jahrhundert mitten in Europa erneut ein Angriffskrieg tobt? Erklärungsversuche werden nun schon seit Monaten unternommen. Der französische Philosoph Michel Eltchaninoff ist da keine Ausnahme, hat sich aber bereits schon vor längerer Zeit mit dem Mann an der Spitze Russlands  befasst. Sein bereits 2016 erschienenes Buch "In Putins Kopf" ist aktualisiert und erweitert worden.

Etchaninoff untersucht vor allem das Weltbild Putins, seine Geisteshaltung und, klar bei dem Hintergrund, seine Philosophie. Etwa den immer wieder von Putin zitierten, ja vereinnahmten Kant (der Philosoph kam schließlich aus Königsberg, heute die russische Exklave Kaliningrad), sein Schulterschluss mit Alexander Solschenizyn, sein Blick auf Russland und sein historisches Erbe. Auch der Wandel Putins von einem als eher (wirtschaft-)liberalen reformorientierten Bürokraten  zum Oligarchenfreund und geradezu absolutistischen Machtmenschen wird aufgezeigt, der Umgang mit Krisen wie dem Geiseldrama von Beslan.

Wer sich in der Philosophie nicht gerade auskennt, könnte mit diesem Buch ein bißchen fremdeln - da setzt der Autor vielleicht ein bißchen viel voraus. Jedenfalls gibt es viel Bezug zu philosophischen Denkschulen. 

"In Putins Kopf" ist keinesfalls ein schlechtes Buch, man lernt daraus eine ganze Menge und findet auch Erklärungsversuche dafür, warum Putin so handelt, wie er es eben tut. Wahrscheinlich würde ich Eltchaninoffs Buch besser beurteilen, wenn ich nicht vor kurzem "Putins Netz" von Catherine Belton" gelesen hätte - und da hat sich einmal mehr gezeigt, dass die angelsächsische Tradition, auch wissenschaftliche Texte mit eher leichtem Ton zu verbinden. Im Vergleich dazu ist "In Putins Kopf" halt recht theorielastig und liest sich auch nicht so fesselnd. Dafür ist das Buch mit 224 Seiten deutlich knapper und schnell zu lesen.

Michel Eltchaninoff, In Putins Kopf. Logik und Willkür eines Autokraten

Klett-Cotta, 2022

224 Seiten, 12.00

 978-3-608-50182-7


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