Ungewöhnliches Kultpaar
Harold und Maude, das ungleiche, ein wenig exzentrische und sehr liebenswerte Liebespaar aus dem gleichnamigen Film, sind Kult. Was ich bis zur Wiederauflage im Rahmen von Diogenes Modern Classics Reihe nicht wusste: Es handelte sich um eine Literaturverfilmung. Nun ist der Roman von Colin Higgins wieder erschienen und ich habe ihn mit Begeisterung gelesen.
Die Geschichte ist vermutlich allen, die nun zum Buch greifen, bekannt: Der 19 Jahre alte Harold ist reich, aber unglücklich. Mit fingierten Selbstmorden versucht er die Aufmerksamkeit seiner stets abgelenkten Mutter zu gewinnen, doch die sorgt sich vor allem um den Ruf der Familie angesichts des exzentrischen Sprösslings, der mit Vorliebe Beerdigungen besucht. So lernt er auch Maude kennen, 79 Jahre und im Unterschied zu Harold ausgesprochen lebensfroh, optimistisch und mit kreativem Temperament.
Spoiler-Gefahr besteht angesichts der Bekanntheit der Verfilmung wohl nicht. Was mir nun aber klar ist - der Film hat den Charakter des Romans wunderbar getroffen. Es ist vielleicht unvermeidlich, dass beim Lesen des nicht einmal 200 Seiten langen Buches Kopfkino abläuft. Doch auch ganz für sich bezaubert der Roman mit seinem leichten Ton, der ironischen Beobachtung von Harolds Umfeld und eben der bittersüßen Beziehung zwischen Harold und Maud, die keine lange Zukunft hat. Maudes Lebensfreude ist ansteckend, und wie sie Harold aus seiner privilegierten Einsamkeit ins Leben holt, ist einfach wunderbar zu lesen.
Colin Higgins, Harold und Maude
Diogenes 2025
192 Seiten, 19,99
9783257073195
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