Kulinarische Historie
Kulturgeschichte manifestiert sich auch in Essgewohnheiten - das hat der US-Autor mit seinen Büchern etwa über Salz oder Kabeljau gezeigt. Der niederländische Historiker Joel Broekaert ist mit seinem Buch "Die Weltgeschichte in zwölf Bohnen" mit einem ähnlichen Forschungsprojekt unterwegs. Veganer und Vegetarier, aber auch viele Ernährungswissenschaftler wissen: Hülsenfrüchte sind proteinreich und machen satt. Eintöpfe aus Hülsenfrüchten sind traditionell auch immer dann angesagt, wenn das Geld knapp ist. Denn sie sind preiswert und halten sich getrocknet nahezu unbegrenzt.
Broekaert holt zum universalgeschichtlichen Rundumschlag aus, von den neolithischen Menschen, die von Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern wurden und schon damals Hülsenfrüchte domestizierten, über Hülsenfrüchte in anderen Kulturkreisen, etwa Sojabohnen in Asien, bis hin zu den Herausforderungen des Klimawandels und dem CO2-Abdruck der Fleischproduktion.
Auch die kulturelle Bedeutung mancher Hülsenfrüchte, etwa black eyed peas als afroamerikanisches Soul Food, das auch ein Stück weit Abgrenzung von der weißen Mehrheitsgesellschaft sein kann, oder von Hummus als über alle politischen und ethnischen Konfliktgrenzen des Nahen Ostens beliebtes Kichererbsenprodukt findet sich in dem ebenso informativen wie unterhaltsamen Buch.
Broekaert verzichtet auf Wissenschaftler-Slang und erhobenen Zeigefinger, sein Buch ist aus einer Artikelreihe entstanden. Gleichzeitig ordnet er den Siegeszug von Bohne, Erbse und Co durch Landwirtschaftsgeschichte, Kulturtechniken und Alltagshistorie ein und setzt ihn in den Kontext technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen im Laufe der Jahrtausende. Ganz nebenbei geht er auch noch auf Kakao- und Kaffeebohnen und ihren Siegeszug durch die Geschichte ein, obwohl beide botanisch gesehen nicht in die Gattung passen. Aber das interessiert in diesem Zusammenhang nicht die Bohne! Dieses Sachbuch macht Spaß.
Joel Broekaert, Die Weltgeschichte in zwölf Bohnen
Diogenes 2025
25 Euro
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