Ermittlungen in der frühen Sowjetunion
Mit seinem historischen Kriminalroman "Samson und das Galizische Bad" lässt der ukrainische Autor Andrej Kurkow nunmehr zum dritten Mal den jungen Kriminalinspektor Samson in der frühen Sowjetunion ermitteln. Noch befindet sich vieles im Umbruch - doch schon ist der aufkommende Stalinismus und die eiserne Faust der Tscheka zu spüren, die Politisierung der Ermittlungen wie des ganzen noch teils revolutionären Alltags.
Daher ist auch dieser Roman einmal mehr viel mehr als ein Krimi, auch wenn Samson das Rätsel um eine Gruppe von Rotarmisten lösen muss, die nach dem Besuch eines öffentlichen Bads spurlos verschwunden sind. Nur ihre Uniformen sind geblieben. Handelt es sich um Deserteure, oder waren in dem Bad finstere Machenschaften zugange? Samson stößt auf Spekulantentum und Räubereien, muss sich um einen Kollegen und seine junge Ehe sorgen, und dann ist da noch die befürchtete Interessen- und Ermittlungskollision durch Überschneidungen mit einem Fall der Tschekisten.
Kurkow schafft es auch in seinem dritten Buch über Samson und seine Ehefrau Nadjeschda - die diesmal allerdings eher Nebenfigur bleibt - Zeitkolorit mit phantastischen Elementen und einer Prise Humor in schwierigen Zeiten zu verbinden. Sein revolutionäres Kiew ist farbenfroh und chaotisch mit dem Duft von Pferdeäpfeln und Holzöfen. Das Ende lässt allerdings ahnen, dass das Leben der Kiewer einer düsteren Phase entgegengleitet.
Andrej Kurkow, Samson und das Galizische Bad
Diogenes 2025
25 Euro
9783257073263
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