Überbitten - faszinierende Selbstbefreiung einer jungen Frau
Was für ein Mut und Durchhaltevermögen, welch gnadenlose Ehrlichkeit und Selbstentblößung auf dem Weg zu einer schmerzhaften Selbstverwirklichung - das war mein Eindruck nach der Lektüre von "Überbitten" von Deborah Feldman. Und was für eine Lebensgeschichte von einer Kindheit in einer ultraorthodoxen Nachbarschaft in Brooklyn, die mit ihren vielen Regeln, Traditionen und sozialer Kontrolle mehr an ein galizisches Shtetl erinnert, bis zum buchstäblichen Neubeginn in Berlin. Ausgerechnet Berlin, der deutschen Hauptstadt, gewissermaßen dem Herzen der Dunkelheit im Kollektivbewusstsein ihrer Großmutter und ihrer früheren Gemeinschaft von Holocaust-Überlebenden. Deborah Feldman aufgrund ihres Geburtsortes eine amerikanische Autorin zu nennen, scheint irgendwie falsch - ihre Muttersprache war Jiddisch, die Familientradition geprägt von der untergegangenen alten Welt, angefangen vom Gulasch der Großmutter über die ewigen Schatten der ermordeten Familienangehörigen. Mit Anfang 20,...