Karriere eines Opportunisten
Nein, einen Sympathieträger hat Yishai Sarid mit seinem Protagonisten Shai Tamus in dem Roman "Chamäleon" wirklich nicht geschaffen. Der Journalist, Vater zweier mehr oder weniger erwachsenen Kinder, hat seine besten Berufsjahre hinter sich. Für das Zeitalter der sozialen Medien und permanenten Selbstvermarktung fehlt ihm ein wenig der Biss, vor allem aber der Instinkt, sich in den Vordergrund zu drängen. Und auch seine Ausgewogenheit, sein Harmoniebedürfnis haben eine kurze Zeit der Fernsehpräsenz und damit eines gestiegenen Bekanntheitsgrads schnell wieder sinken lassen. Er fühlt sich in die mediale und gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit versinken - und das gefällt ihm gar nicht. Dies alles ändert sich, als Shai nach einem wütenden Social Media Post die Aufmerksamkeit eines rechtspopulistischen Senders erhält. Man interessiert sich für ihn, bietet ihm eine Plattform, instrumentalisiert ihn. Immer mehr wird Shai nur Sprachrohr der Einflüsterungen eines Politfunktionär de...